Podiumsdiskussion AG Selbst Aktiv Sachsen Anhalt

Inklusive Arbeitswelt“, am 05.09.2013 in Halberstadt

Kann man im Berufsleben auch ganz normal anders sein?!“


Erwerbsarbeit ist für behinderte, wie für nicht behinderte Bürgerinnen und Bürger wichtig.

Die Beschäftigungssituation schwerbehinderter Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmer hat sich nur

unwesentlich verbessert. Auch die umfangreichen rechtlichen Rahmenbedingungen, sowie

Förderprogramme gestalten die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung immer noch mit

erheblichen Hindernissen beim Zugang zum Arbeitsmarkt.

Sachsen-Anhalt ist Schlusslicht bei der Beschäftigung von Schwerbehinderten.

Dies nehmen die Selbst Aktiven zum Anlass und sprechen gezielt mit dem

Minister für Arbeit und Soziales Sachsen-Anhalt , dem Integrationsfachdienst,

Experten der eigenen Sache im Rahmen einer Podiumsdiskussionsrunde der AG Selbst Aktiv.

Katrin Gensecke leitet das Thema ein. „ Keine Behinderung, trotz Behinderung“, auch mit einem

Handicap ist es möglich, eine volle Leistung zu erbringen. Menschen mit Behinderung müssen

gezielt an der richtigen Stelle eingesetzt werden.

Dafür steht Inklusion als der richtige Wegweiser . Vielfalt, eine bunte Welt, wo alle gemeinsam

zusammenleben, von der Kita, bis ins hohe Alter, aber nicht gestaltet werden wollen, sondern die

Gesellschaft gemeinsam gestalten und selbst bestimmt teilhaben auf allen gesellschaftlichen

Ebenen. , so die Aussage von Norbert Bischoff. Dem schließt sich Maike Jacobsen, Sprecherin der

Arbeitsgruppe Arbeitswelt im Landesbehindertenbeirat an. Sie kritisiert die vielen schulischen

Systeme, welche separieren und erste Baustellen für eine erfolgreiche Berufsfindung bedeuten.

Wir müssen die Chancen nutzen , um allen Menschen, mit und ohne Behinderung einen Weg auf

dem ersten Arbeitsmarkt zu sichern.

Dabei spielt die Bewusstseinsbildung und die Sensibilisierung

diese Themengebietes eine ganz entschiedene Rolle. Man ist nicht behindert, man wird es und die

Barrieren müssen zunächst aus den Köpfen verschwinden.

Mario Hennig, Bundestagskandidat des LK Harz, der Gemeinden Aschersleben und Seenland

unterstreicht in seinem Grußwort den inklusiven Gedanken. Er betont, dass wir alle von Anfang an

Teil einer Gesellschaft sind. Es gibt keine Aussonderung und damit wird Integration überflüssig, er

stehe für Teilhabe und Entscheidungsfreiheit und dies von Beginn an!

Arbeitnehmer scheuen sich vor der Einstellung behinderter Menschen.

Sie fürchten vor möglichen Ausfallzeiten durch Krankheit, finanziellen und organisatorischen

Aufwand für die Gestaltung des Arbeitsplatzes.

Dem entgegnet Heidemarie Zenger, eine Mitarbeiterin des Integrationsfachdienstes Halberstadt, sie

erläutert die Förder- und Unterstützungsleistungen , wie Zuschüsse für die behindertengerechte

Einrichtung eines Arbeitsplatzes, Kostenübernahme für technische Arbeitshilfen,

Arbeitsassistenzen.

Darüber hinaus gäbe es „Integrationsvereinbarungen“, in denen die Gestaltung des Arbeitsplatzes,

die Arbeitsorganisation und Arbeitszeiten geregelt werden. Dabei stehe die persönliche Begleitung

des Schwerbehinderten immer im Vordergrund.


Daran anschließend meldet sich Olaf Schmiedeck, Schwerbehindertenvertreter zu Wort, der die

Arbeit des Integrationsfachdienstes an dieser Stelle lobt. Dennoch fühlen sich viele Unternehmen

überfordert in der Beantragung der Formalitäten. Der Kenntnisstand sei zu gering, über einzelne

Krankheitsbilder und Hilfen zur Eingliederung in das Arbeitsleben.

Außerdem appelliert er an die Zuständigen , dass die Rechte von Schwerbehindertenvertretern

endlich gestärkt werden müssen, um Belange von Menschen mit Behinderung in den Betrieben

noch gezielter zu stärken , ihre Rechte zu schützen.

In einer , von Marten Grimke, offen geführten Diskussionsrunde melden sich auch Vertreter aus

Selbsthilfe – und Behindertenverbände zu Wort.

Ihnen erschließt sich die Frage, wie neue Arbeitsplätze entstehen und Rahmenrichtlinien dafür

geschaffen werden können. Förderprogramme allein reichten nicht aus. Auch die Einführung der

Pflichtquote und Ausgleichsabgabe für Unternehmungen haben nicht überdurchschnittlich neue

Arbeitsplätze geschaffen.

Unternehmungen wählen eher den leichteren Weg, sich aus der Verantwortung zu stehlen.

Lieber keinen Schwerbehinderten beschäftigen und dafür den Ausgleich zahlen?! Eine

Wahrnehmung, die von den meisten Anwesenden so kommuniziert wurde.

Am Ende der Veranstaltung sind sich die Akteure einig..

Fördermöglichkeiten und Leistungen für behinderte Arbeitnehmer gibt es in den verschiedensten

Bereichen, dennoch erweist sich deren Umsetzung häufig schwierig.

Unterstützungsangebote, Hilfen für Unternehmen seien genügend vorhanden.

Integrationsämter sollten aktiver auf Arbeitgeber zugehen und die Entscheider aufklären.

Positive Beispiele von Unternehmen , welche schwerbehinderte Menschen einstellen signalisieren ,

dass diese eine Bereicherung für den Arbeitsmarkt sind . Die Orientierung und ein Umdenken der

Arbeitgeber wird damit erleichtert.


Außerdem müsse mehr Geld in Projekte fließen, die schwerbehinderten Menschen den Übergang

von der Schule in den Beruf verbessern, so kann man den Unternehmen Chancen der Begegnungen

ermöglichen, um die Stärken, Talente jedes Einzelnen zu erkennen.

In der Überlegung ist man auch nach der Forderung einer höheren Ausgleichsabgabe, um Betriebe

stärker in die Pflicht zu nehmen, um ein etwa am „freikaufen“, zu verhindern.


Fazit:


Aus dem Handlungsbedarf wird sichtbar:

Erwerbschancen von Menschen mit Behinderung müssen nachhaltig verbessert werden!

Daraus erschließt sich ein Paradigmenwechsel in der Wahrnehmung, was Arbeit für Alle ist .

Dies entspreche dem Leitbild der Inklusion, ein Gewinn für Unternehmen, Vielfalt, lohnende

Investition in die Zukunft!

(Text: Katrin Gensecke, Fotos: Peter Marx)

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