Auf die pure Absicht oder auf ein freiwilliges Bekenntnis beim Thema Barrierefreiheit zu setzen, darauf wollen sich Menschen mit Behinderungen nicht verlassen! Denn auch private Rechtsträger, welche Dienstleistungen anbieten, müssen gesetzlich zur Barrierefreiheit verpflichtet werden!
„Gestalte deine Stadt, so lautete das Motto beim diesjährigen Europäischen Protesttag der Menschen mit Behinderungen am 5. Mai, wo in vielen Städten und Kommunen auf inakzeptable Einschränkungen von Menschenrechten mit Aktionen und Protesten aufmerksam gemacht wurde.
So beteiligten sich auch die Selbst Aktiven aus Sachsen-Anhalt an den Aktionen mit Standvertretungen in der Region Harz und begleiteten u.a. den Protestmarsch zum Brandenburger Tor in Berlin.
Ihr Fokus richtete sie hierbei auf: Hartnäckig bleiben und für die Ziele zur vollen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen kämpfen.
Bilder und einen detailierten Bericht von der Veranstaltung im Harz finden Sie unter diesem Link
Wie man selbstbestimmtes Wohnen wirklich den richtigen Weg verleihen kann, erfuhren die Selbst Aktiv MitstreiterInnen im Rahmen einer Mitgliederversammlung „Vor Ort“ am 10.Mai 2017 in Halle/Saale.
Der Verein Lebens(t)raum möchte selbstbestimmtes Leben und Wohnen in der Stadt Halle und dem Saalekreis so organisieren, dass dies auch für erwachsene Menschen mit Behinderungen, die einen hohem Unterstützungsbedarf haben, realisierbar erscheint.
Hauptanliegen ist es, die Sicherstellung des gemeinschaftlichen Lebens in der WG, bei optimaler und bedarfsorientierter Pflege und Betreuung aller Bewohner zu ermöglichen.
Das Haus inmitten der Innenstadt von Halle hat sich als Volltreffer erwiesen.
Inmitten grüner Bäume und schönen Vogelgesänge zeichnet sich diese selbstorientierte Wohnform mit hellen und ansprechenden Wohnräumen aus. Eine große Gemeinschaftsküche und der im Außenbereich gemütlich angelegte Grillplatz laden die Bewohnen hier zum Erzählen und gemütlichen Verweilen ein.
Alles ist mit Liebe zum Detail ausgestaltet, wobei jeder Bewohner seinen eigenen individuell geschaffenen Wohnraum hier eingerichtet hat.
Auch Menschen, die im Alltag auf Unterstützung angewiesen sind, möchten selbst entscheiden, wo sie wohnen, wann sie aufstehen, zu Abend essen oder Besuch bekommen.
Für Selbst Aktiv manifestiert sich an diesem Beispiel die Umsetzung des Artikel 19 der UN-BRK sehr deutlich, die das Recht von Menschen mit Behinderungen auf unabhängige Lebensführung und Einbeziehung in die Gemeinschaft benennt und zentrale, für die Verwirklichung erforderliche Gestaltungsaufträge ausdifferenziert.
Gemeinsam muss daran gearbeitet werden, um stationäre Wohneinrichtungen schrittweise und flächendeckend durch offene, flexible Wohnformen mit wohnortnahen Unterstützungsangeboten zu ersetzen.
Außerdem bietet der Verein einen Familien unterstützenden Dienst für Familien mit körperlich,- geistig- und mehrfach- behinderten Kindern und Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen an.
Des Weiteren konnten wir einen kleinen Einblick der Angebote des Interdisziplinären Zentrums früher Hilfen des Lebens(t)raum Halle e.V. nehmen. Es verfolgt das Ziel umfassende – bedarfsgerechte – familienorientierte Angebote für Familien zu schaffen.
Im Nachgang der Besichtigung erörterten wir eine gemeinsame Zielsetzung mit Strategien einer zukünftigen, konstruktiven Zusammenarbeit.
Unser Dank richtet sich an Herrn Maik Sturde (Leiter des selbstorientierten Wohnens) und Herrn Michael Westermann (Bereichsleiter Interdiszipliäres Zentrum früher Hilfen), die sich die Zeit nahmen und uns den Einblick der Möglichkeit Inklusion zu leben entschieden vermittelten!
Am 13. Mai folgte eine Einladung zum Zukunftskongress des Landesverbandes, wo alle SPD Mitglieder sowie die VertreterInnen der AGen zum Austausch aktueller Themen und im Hinblick auf den anstehenden Bundestagswahlkampf ins Kulturwerk Fichte nach Magdeburg eingeladen waren.
Unter anderem stand zur Diskussion, inwieweit Arbeitsgemeinschaften, Fachausschüsse für die Unterstützung der Gremienarbeit der SPD Landtagsfraktion Gehör finden.
Konsenz bestand darüber, dass ein kontinuierlicher Informationsfluss in die jeweiligen Gliederungen noch unzureichend erscheint. Wünschenswert wäre es, wenn in Zukunft mehr Beteiligungsprozesse zu anstehenden Verabschiedungen und Anträgen in Erwägung gezogen werden .
Selbst Aktiv präsentierte ihren Stand in den Pausen mit reichlich Informationsmaterial für die Zielgruppe der Menschen mit Behinderungen und konnte direkt vor Ort auf einige Anfragen zur Umsetzung des BTHG Rede und Antwort stehen.
Unter dem Motto “Vielfalt öffnet Türen” lud die Aktionsgruppe für Inklusion in Halle (Saale) am 18. Mai zu einem Aktionstag ein.
Vor Ort erwartete die Besucher ein buntes Programm aus Infoständen, Mitmach- und Selbsterfahrungsangeboten. Dem schloss sich auch der traditionelle “Tag der offenen Tür” des Berufsförderungswerkes Halle (Saale) gleich an, zudem auch einige MitstreiterInnen der AG Selbst Aktiv es sich nicht nehmen ließen, hier dabei zu sein.
Katrin Gensecke, die auch als Inklusionsbotschafterin in einem von der Aktion Mensch geförderten Projekt für eine inklusive Gesellschaft engagiert unterwegs ist, konnte als kompetente Gesprächspartnerin in Sachen Teilhabe von Menschen mit Behinderung für einen Vortrag: Status Quo- Beschäftigung auf dem 1. Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen und die entsprechende Sozialgesetzgebung gewonnen werden. „Die unermüdliche Kämpferin für Inklusion sprach in ihrem Vortrag über die Herausforderungen eines tatsächlichen gleichberechtigten Miteinanders.“ (- Auszüge, Artikel „Kobinet“ v. 20.05.2017)
Bereits einen Tag später, am 19. Mai, gehörte die AG Selbst Aktiv zu den Einladenden für einen offenen Programmevent, um sich intensiv mit dem Programmentwurf für ein Bundeswahlprogramm zu beschäftigen.
Dabei standen die Themen, die unserer Arbeitsgemeinschaft besonders wichtig sind, im Mittelpunkt. Diskutiert wurden die Themen, wo wir noch Bedarfe für Ergänzungen durch Änderungsanträge sahen. Unter dem Motto:
„Menschenrechtsorientierte Behindertenpolitik und Inklusion” moderierte Katrin Gensecke eine sehr inhaltlich und konstruktiv geführte Diskussionsrunde.
Bleibt festzustellen, dass der Leitsatz „eine menschliche Gesellschaft muss eine inklusive Gesellschaft sein“, sich noch nicht gänzlich durch den Programmentwurf zieht und konkrete Maßnahmen und explizite Forderungen für Barrierefreiheit und angemessenen Vorkehrungen unzureichend Erwähnung finden.
Die SPD als Inklusionspartei muss hierfür im Wahlprogramm mehr Mut aufbringen und Ziele zur vollen Teilhabe von Menschen mit Behinderungen dezidiert benennen.