Menschen mit Behinderungen sind die großen Verlierer des oft gefeierten „Jobwunders”
Nadine Wettstein, Freie Dozentin und Beraterin für Inklusion hatte am 14.September zu einer Veranstaltung „Inklusion und Arbeit“ ins Tagungszentrum der IHK Halle-Dessau eingeladen.
In ihrem Impulsvortrag appellierte sie eindringlich Arbeitgeber zu sensibilisieren, Interesse für sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen zu wecken.
Dabei verwies Frau Wettstein auf das von der Aktion Mensch initiierte Inklusionsbarometer, wo allgemeine Arbeitslosigkeit inzwischen stagniert, aber die Arbeitslosenquote der Menschen mit Behinderungen immer noch bei 13,4 Prozent liegt.
Dies bedeute, dass Menschen mit Beeinträchtigungen im Durchschnitt 367 Tage im Jahr nach einem passenden Beschäftigungsfeld suchen müssen. Das unterstreicht den hieraus resultierenden gesellschaftlichen Handlungsbedarf. Für schwerbehinderte Menschen sind die Risiken am Arbeitsmarkt besonders hoch. Sie sind häufiger arbeitslos und besonders von Langzeitarbeitslosigkeit und Hartz IV-Bedürftigkeit bedroht.
Warum das so ist wird in der anschließenden Podiumsdiskussion, an der sich auch unsere Selbsttaktivisten Olaf Schmiedeck und Andre` Thiel beteiligen deutlich.
Sie berichteten von ihren jeweiligen Arbeitsfeldern, dass Unternehmen zunächst einmal davor zurückschrecken, Menschen einzustellen, die auf besondere Unterstützung angewiesen sind.
„Zu viele Unternehmen sind nicht ausreichend über die Förderleistungen informiert, die sie erhalten können, wenn sie Menschen mit einem Handicap einstellen“, so die Wahrnehmung von Olaf Schmiedeck.
„Eigentlich ist es gut, dass es noch Werkstätten gibt, wo Menschen mit Mehrfachbehinderungen arbeiten können. Dennoch möchte ich meinen Unmut darüber äußern, dass ich in einer 30 Stundenwoche in meinem Betätigungsfeld als ausgebildete Bürohilfe nur ein monatliches Einkommen von ca.180 Euro beziehe. Das ist in meinen Augen diskriminierend“. Im Grunde muss auch in einer WfbM der Mindestlohn gezahlt werden“!
Selbstbestimmung und Zugang zum gesellschaftlichen Alltag finden über Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt statt. Hier stehen Menschen mit Handicap zu oft vor verschlossenen Pforten.
Mit der zweiten Stufe des BTHG, wo ab 1.Januar u.a. das Budget für Arbeit seine Umsetzung findet, sollen Beschäftigte aus den Werkstätten die Möglichkeit erhalten einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt nachzugehen.
Stellt sich nur die Frage in den Raum, welche Maßnahmen, Wege und niedrig-schwellige Angebote der Verwaltung, Sozialagentur in Sachsen-Anhalt hierfür aufgezeigt werden können.
Menschen mit Behinderungen sind die großen Verlierer des oft gefeierten „Jobwunders”, Die manifestiert hohe Arbeitslosigkeit unter Schwerbehinderten von etwa 14 Prozent zeigt, dass unsere Gesellschaft nach wie vor einer Herkulesaufgabe steht.
Frau Wettstein stellt getreu ihrem Motto: „Vielfalt leben-Potentiale fördern“ zusammenfassend fest:
“Die Verantwortung für eine inklusive Gesellschaft muss gemeinsam getragen werden.
Inklusion ist ein Menschenrecht. Und weil es ein Menschenrecht ist geht es uns auch alle an!”
Katrin Gensecke
Landesvorsitzende AG Selbst Aktiv
Menschen mit Behinderung in der SPD
Stellvertretende Bundesvorsitzende